Die Tanzplattform Rhein-Main lud erstmals fünf professionelle Tänzer*innen und Choreograf*innen aus der Street- und Clubstyle-Szene ein, ihre künstlerische Praxis und choreografischen Arbeitsweisen in einem mehrmonatigen Residenzformat miteinander zu teilen.
In einem begleiteten Prozess mit dem französischen Choreografen Saïdo Lehlouh und Mitarbeiter*innen der verschiedenen Abteilungen des Künstler*innenhaus Mousonturm wurden an fünf Wochenenden zwischen März und Juni Fragen zu Produktionsprozessen, Bewegung, Stil, Community und Choreografie aus unterschiedlichen Perspektiven verhandelt. Methodische Zugänge, künstlerische Strategien und individuelle Erfahrungsräume trafen aufeinander – mit dem Ziel, choreografisches Arbeiten innerhalb der Street- und Clubstyles zu reflektieren, weiterzuentwickeln und in einen produktiven Austausch mit der freien sowie der institutionellen Tanzszene zu bringen.
Am 7. Juni 2025 laden die Künstler*innen ein, im Rahmen eines öffentlichen Showings erste Einblicke in die entstehenden Konzepte zu erhalten. Anschließend gibt es Raum für Begegnung, Fragen und Austausch.
Saïdo Lehlouh ist Tänzer und Choreograf und als mitglied von Collectif FAIR-E Ko-Leiter des "Centre chorégraphique National de Rennes et de Bretagne". Seine künstlerische Arbeit beschäftigt mit verschiedenen Aspekten von Präsenz/Anwesenheit. Als Mitglied der Bad Trip Crew prägte Saïdo den französischen B-Boying-Stil. Mit „Wild Cat“ entwickelte er 2014 ein choreografisches Solo, das zum Manifest seines fluiden Tanzansatzes wurde. Seit 2019 wächst daraus das kollektive Projekt „Apaches“, das 2024 in das Stück „Témoin“ mündete, mit dem Lehlous das letztjährige Tanzfestival Rhein-Main eröffnete. Lehlouh ist Mitgründer der Black Sheep Company und erforscht mit Werken wie „Earthbound“ tänzerische Begegnung, Vielfalt und kollektiven Ausdruck.
Liya Tsegai ist seit rund 15 Jahren als Tänzerin vor allem in der Battle-Szene aktiv, mit Schwerpunkt auf Hip-Hop und prägenden Einflüssen aus House, Locking und Popping. Besonders interessiert sie die Verbindung von Street- und Clubstyles und Theater. Sie wirkte u.a. in Projekten wie „Breaking Borders“ (Den Haag) und „Apaches“ von Saïdo Lehlouh mit. Zuletzt erforschte sie in einem Stück Fragen von Identität und Herkunft. Ihr Ziel: Street- und Clubstyles Tanzstile im Tanztheater sichtbarer machen.
Svenja Grüttner wuchs in den Freestyle-Szenen von Frankfurt und London auf und entdeckte in ihren 20ern ihre Leidenschaft für Hip-Hop und Popping. Ihre Wurzeln reichen von Jazz bis Commercial, heute erweitert sie ihr Repertoire u. a. mit Voguing, House und Waacking. Als Performerin, Dozentin und Eventorganisatorin ist sie vielseitig aktiv – stets mit dem Ziel, Hip-Hop-Kultur und -Werte zu bewahren und Emotionen durch Bewegung auszudrücken.
Martin Ixora ist Choreograf*in und Tänzer*in mit Fokus auf Hip-Hop. Nach einem Master in Darstellender Kunst wirkte Ixora u. a. am Volkstheater Wien und Schauspielhaus Graz mit. Geprägt durch Flashhaddi, Winston Allan Phillips und das Cipher Dojo, wurzelt Ixoras Stil in afro-karibischer Tanzkultur. Ixoras Hip-Hop-Theaterarbeit „Jack of All Trades“ feiert Premiere bei den Berliner Festspielen „Performing Exiles“.
Selina Ghirmay (Fiorinas) ist Tänzerin, Performerin und Choreografin aus Frankfurt mit Fokus auf Street- und Clubstyles und gesellschaftlich relevanter Tanzperformance. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Streetdance und Theater, war u. a. Teil von „Breakin’ Borders“, „Apaches“ von Saïdo Lehlouh und dem Austauschprojekt „HaBer“. Zuletzt feierte sie mit „Auf der Suche nach mir selbst“ Premiere. Sie gibt regelmäßig Workshops und engagiert sich für interkulturelle Zusammenarbeit.
Lukas Robitschko tanzt seit seinem 11. Lebensjahr Breakdance und gewann zwischen 2005 und 2016 zahlreiche Wettbewerbe. Er performte u. a. für Taboo (Black Eyed Peas) und war Juror bei nationalen wie internationalen Battles. 2011 gründete er das Kollektiv „99Flava“ in Thailand und entwickelte ab 2012 seinen Stil „Ground Movement“, der sich auf fließende Bodentechniken fokussiert. Heute unterrichtet er weltweit Workshops für Tänzer*innen aller Niveaus und fördert ihre künstlerische Entwicklung.